Historie

Der Zeitungsartikel zum Silberstollen


Im 60. Jahr des Bestehens ist Schluss

Silberstollen in Großerlach schließt seine Pforten. Eva Regner-Braun war als Gastronomin mit Herzblut dabei.

Fast 60 Jahre bestand er nun: der Gasthof Silberstollen in Großerlach. Bekannter Treffpunkt für Jung und Alt, in dem man in familiärer Atmosphäre in der gemütlichen Gaststube behaglich sitzen und köstlich speisen konnte. Doch nun ist damit Schluss: Ihren 70. Geburtstag nahm Wirtin Eva Regner-Braun zum Anlass, das Lokal zu schließen.

Die ehemalige Besitzerin des Silberstollens

Regierte in der Gaststätte Silberstollen in Großerlach bis zu ihrem 70. Geburtstag: Wirtin Eva Regner-Braun. Fotos: M. Klink

GROSSERLACH. Es war exakt an ihrem elften Geburtstag, als ihre Eltern Paul und Luise Altvater am 9. Juli 1955 das Lokal eröffneten. Wodurch ihr Wiegenfest, wie sich die Gastronomin lachend erinnert, in der Hektik total vergessen wurde.

Erst kurz zuvor hatte ihr als Maurer tätiger Vater die Wirtschaft an das bereits bestehende Wohnhaus am Ortseingang von Großerlach angebaut. Und ihm mit lokalgeschichtlichem Bezug den Namen Silberstollen gegeben. Mutter Luise, eine geborene Kübler aus Liemersbach, führte als Wirtin und Köchin das Regiment in der Gaststätte.

Anfangs gabs unter der Woche Vesper, sonntags dann Braten mit den im Schwabenland üblich guten Beilagen. Schon seit der Eröffnung waren Tochter Eva sowie auch deren Schwester Adelheid mit dabei.

Wie bei der Mutter sei Kochen und Bedienen fast schon Leidenschaft gewesen, betont Eva Regner-Braun dazu: I habs immer gern gmacht. Und sie unterstreicht ebenso glaubwürdig, dass ihr der Kontakt zu den Menschen eine gewisse Erfüllung bedeutet habe. Nicht umsonst entwickelte sich dadurch nicht nur ein herzliches und schönes Miteinander mit Gästen und Besuchern; es entstanden im Lauf der Jahrzehnte auch zahlreiche gute Freundschaften und enge Beziehungen zum Haus, das jemand einmal zu Recht als Wohnzimmer der Gesellschaft charakterisierte.

Nach einer Banklehre und einem halben Jahr in Kanada, wo sie ebenfalls in einem deutschen Lokal arbeitete, kam Eva Regner-Braun nach Großerlach zurück und übernahm in den Achtzigerjahren schließlich ganz die Regie im Silberstollen. Intensive Seminare im Hotel- und Gaststättengewerbe folgten. Ich habe mich reingekniet, sagt die Wirtin, die mit vielen Events, Übernachtungen und auch Themenabenden das Lokal mehr und mehr ausbaute. Medizinische Vorträge, Mundartabende oder Adventsbrunch wären hier ebenso zu nennen.

1988 konnte das im Fachwerkstil errichtete und damit auch optisch ans Ortsbild angepasste Gästehaus eröffnet werden. Anfang der 90er-Jahre wurde der Silberstollen mit Vollwertkost in reicher Auswahl sowie diesbezüglichen Kochkursen sogar zu einem Vorreiter auf diesem Gebiet. Da sind wir wirklich unserer Zeit voraus gewesen, so die Wirtin. Neben der Auszeichnung Leichte Kost wurde dem Lokal dafür 1996 auch die Öko-Plakette verliehen. Die Erkrankung der Mutter im selben Jahr und deren Pflegebedürftigkeit bedeutete indes einen ersten Einschnitt in der Lokalgeschichte, indem die Öffnungszeiten dauerhaft eingeschränkt werden mussten.

15 Jahre war Eva Regner-Braun nach erneuter Heirat und Ortswechsel zwischen ihrem neuen Wohnort auf den Fildern und Großerlach nun hin- und hergependelt. Dennoch fällt ihr die endgültige Schließung der außer für Festlichkeiten und Familienfeiern wöchentlich zuletzt nur noch einmal geöffneten Gaststätte sichtlich schwer. Selbstredend auch der Abschied von den teils jahrzehntelangen Stammgästen, für die das Lokal bis zuletzt ruhender Pol und eine Art Heimat gewesen war. Ebenso von ihrem treuen Mitarbeiterteam, welches, wie ihre Schwester Adelheid, bis zuletzt loyal und zuverlässig immer da war.

Rührende Worte des Danks und der Anerkennung waren der leidenschaftlichen Wirtin am letzten Öffnungstag daher sicher. Sie haben ihr den Abschied vom Silberstollen nicht leicht gemacht. I hab kämpft, sagt Eva Regner-Braun. Man glaubt es.